EINMAL QUER DURCH KANADA - TORONTO -> LONGWORTH

3 Tage im Bus und quer durch Kanada. Meine Reise im Greyhound Bus führt mich von Toronto ON nach Longworth BC. Wir durchqueren 5 von 10 Provinzen auf 144 Stationen und mehr als 4.200 km, was einer Fahrt im Regionalzug durch Deutschland, sehr nahe kommt, sieht man von dem "kleinen" Entfernungsunterschied mal ab. Eine unglaubliche Landschaft und unerwartet, tollen Momenten ...

 

3 Tage im Bus, quer durch Kanada – entspannt oder Stress pur? Niemals hätte ich gedacht, dass ich jemals 3 Tage und Nächte, im Bus verbringe und dazu solch schöne Erlebnisse haben werde. Menschen in mein Leben treten, die mir so ans Herz gehen und nach so kurzer Zeit zu Tränen rühren.

 

Donnerstag gegen 9 Uhr, ich packe wieder einmal meinen 7 Sachen, verabschiede mich von den lieben Leuten im Hostel, mache noch einen kleinen Photorundgang, den ich auch wieder separat präsentiere, checke aus und mache mich auf den Weg zum Greyhound Busterminal, der gar nicht so weit weg ist.

 

Mit der U-Bahn von der Donlands zur York, umsteigen in die 1 und 3 Stationen zur Dundas, die Straße hoch, rechts und schon ist links die Busstation. Kannst dir mittlerweile denken, dass ich fragen musste oder haha klar ! Aber wieder einmal so peinlich, denn ich stand tatsächlich schon vor dem Gebäude, der Busstation und habe es wieder einmal nicht gesehen.

 

Wie immer, war ich viel zu früh da, doch bei mir kann man ja nie wissen und daher ging ich mal auf Nummer sicher 😁

 

Langweilig wurde es überraschender Weise nicht – obwohl ich mich in dieser Stadt eigentlich ja schon hätte daran gewöhnen müssen, dass hier wirklich jeder mit einem spricht. So auch hier. Wir waren eine kleine Gruppe, die zusammen auf den Bus warteten und hatten sofort guten Draht zueinander. So wurde die Warterei ziemlich kurzweilig und unterhaltsam.

 

Mit einer Verspätung von fast einer Stunde, startete ich dann in mein 3 Tage Bus Abenteuer und war wirklich gespannt, was mich erwartet. Jesse, einer, der mit uns zusammen wartete und bis Edmonton fuhr, saß neben mir, aber mal ganz unter uns, mit der Zeit wurde er mir ein bisschen unheimlich haha. Gar nicht böse gemeint, aber ich glaube, er hätte seine Tabletten nehmen müssen. Ein wirklich netter Kerl, doch wenn jemand stundenlang aus dem Nichts heraus lauthals lacht – hm war mir nicht ganz geheuer 😁

 

Die Busfahrt an sich war erst mal gut, ich machte mich ja schon daran, den ersten Toronto Blog zu schreiben, was tatsächlich eine extreme Herausforderung ist, wenn die Leitung so instabil ist, wie hier im Bus.

 

An der 3. Haltestelle – die erste längere – hieß es dann, wir haben 1 Stunde, 15 Min Halt. Ich war wirklich nur eine Runde um den Block unterwegs, komme zurück, ist der Bus weg. Da war er, mein Herzinfarktmoment.

 

Der Schock stand mir definitiv im Gesicht, denn als ich ins Bus Gebäude ging, kam schon grinsend ein Pärchen auf mich zu und erklärte mir, dass der Bus nur Tanken und Reinigen fährt und in einer Stunde wieder da ist. GOTT, der hätte doch was sagen können – ich als NEWBIE im Busfahren 😁

 

Dann entdeckte ich die Dame, die mit mir schon in Toronto wartete und du glaubst nicht, was jetzt kommt. Fragt sie mich doch nicht glatt, ob ich den Bären fotografiert habe. BÄREN??? Welchen Bären???

 

Ja der, der an der Straße entlang, den Hang hoch marschierte, ca. 10 Minuten vor dem Stopp. Ich glaubte es ihr nicht, doch alle konnten mir das bestätigen. Schön! Der ganze Bus sah den Bär nur ich schrieb an meinem Blog hahaha Chance verpasst.

 

 

Bekommt man das bei uns auch? Becher, mit allem was dazu gehört, aus dem Automaten und nebenan die Kaffe-/Kakaomaschine? Ich hab es heute zum ersten Mal gesehen und bin begeistert. Dass es einen Moment dauerte, bis ich es checkte, ist sicher auch klar 😁

 

 

Die restliche Nachtfahrt, verlief ruhig und schläfrig, dank der Leitung, hatte ich den Blog nach knapp 8 Stunden auch endlich fertig – unglaublich - und legte mich gegen 2 Uhr nachts schlafen. Da der Bus immer leerer wurde, Jesse sich ein Stück weiter nach vorne setzte und dort weiter, herzhaft lachte, hatte ich tatsächlich 2 Sitze für mich alleine, die so komfortabel und bequem waren, so dass ich tatsächlich, eingekuschelt in meinen Schlafsack, gut, tief und fest bis morgens durch schlief.

 

der 1. Morgen

 

Aufgewacht, Irgendwo im Nirgendwo – wusste nicht, wo wir waren oder gar, wie spät es ist – ich weiß auch nicht, ob es sich rentiert, ständig die Uhren umzustellen, habe ja keinen Plan, wie viele Zeitzonen wir insgesamt durchreisen 😁 Wir hielten an einer Raststätte – Frühstück besorgen

 

 

Das wohl teuerste Frühstück, das ich jemals hatte - 28 Dollar - also gut 19 Euro - doch ich war froh, dass es wenigstens Früchte gab.

 

15 Min. Stopp, schnelle Katzenwäsche und weiter ging es, im Regen. Oh war das trostlos heute. Regen, Regen, Regen. Also schrieb ich weiter, am nächsten Blog, brauchte ähnlich lange wie für den letzten, aber so verging die Zeit wie im Fluge. An den Raststätten hatte ich immer wieder ganz liebe und lustige Gespräche und wirklich ALLE reagierten mit dem gleichen Satz, als sie hörten, dass ich nach Prince George will – OH MY GOODNESS haha was erwartet mich da wohl?

 

FAHRERWECHSEL

 

Ich musste mal wieder meine Fahrkarten vorlegen – von denen ich ja nicht wenig hatte, für die Strecke – ich glaube, es sind 8 oder so - ich gab ihm den ganzen Pack in die Hand, weil ich nicht wusste, welche er diesmal haben möchte und auch er las Prince George und reagierte mit OH MY GOODNESS ich musste echt schon lachen.

 

BELOHNUNG

 

Belohnt wurden wir an diesem Abend allerdings noch mit einem trockenen und wunderschönen Sonnenuntergang Irgendwo im Nirgendwo.

 

Entschuldige bitte die Bildqualität - aus dem Bus raus ist es nicht immer so einfach und qualitativ hochwertig...

WINNIPEG - SASKATOON

 

Ein neuer Morgen ein neuer Stopp in Winnipeg – was für eine unglaublich schöne Gegend, eine so knutschig süße Stadt und was für eine Himmelsbegrüßung in diesen Tag - was für Farben. Hier hätte ich fast ein wenig länger bleiben können.

 

Auch wieder nette Unterhaltungen an den Raststellen und eine erzählte mir, sie komme aus Saskatoon, hatte ich ja noch nie gehört. Sie meinte, nicht schlimm, da gibt es nichts, nur Farmen und Flachland. Oh ich mag das und war schon begeistert. Sie meinte ja, es ist wunderschön, dort am Besten ganz schnell vorbei zu fahren haha

 

Tatsächlich aber waren wir sehr lange dort in dieser Provinz unterwegs. Durchquerten es gefühlsmäßig einmal komplett und ich mochte es wirklich. WEITE WEITE WEITE Heuballen und ab und an mal ein Haus 😁 Erinnerte mich fast ein wenig an Island.

 

 

Ein neuer Stopp, ein neues Gespräch, mit einem noch ganz jungen Mädel, vielleicht 20, einen indianischen Einschlag, bildhübsch und so goldig. Sie freute ich so, mich angesprochen zu haben, denn ich wäre die erste aus Deutschland, mit der sie sprach, sie war ganz aufgeregt. Chrystl hieß sie und sie war echt süß.

 

BUSWECHSEL

 

Heute gab es dann den ersten Buswechsel, Fahrer hatte ich ja schon einige, darunter auch Speedy– richtig Jane, die uns tatsächlich die Stunde Verspätung rein fuhr.

 

Dieser Buswechsel bedeutete jedoch auch, abgeschnitten von der Außenwelt. Kein WIFI an Board, obwohl es hieß, alle Linien hätten Netz und laden konnte ich auch nicht – keine Steckdosen. Oh ich war schon verwöhnt, vom ersten Bus 😁 So hab ich heute mehr oder weniger geschlafen, die Gegend bestaunt und wieder geschlafen.

 

 

An den Stopps gab es immer wieder nette Smalltalks, bis mich Thoreen ansprach. Gott schon wieder ein Engel. Thoreen nennt sich selbst one of the Native People of Kanada und sie stammt tatsächlich von den Ureinwohnern Kanadas ab. Sie reiste mit ihren Söhnen, Richtung Calgery und wir hatten eine so unwahrscheinlich herzliche, schöne Unterhaltung. Sie erzählte mir so einiges über die Geschichte Kanadas, die Ureinwohner und wie mit ihnen umgegangen wurde oder immer noch umgegangen wird. Wie sie aufwuchs und was sie erlebte... Ich kann dir gar nicht sagen, was ich fühlte, aber es machte mich unendlich traurig. Es erinnerte mich stark an das Verbrechen, was wir ihn Deutschland hatten. Ich muss zugeben, ich habe mich bis dato noch nicht mit der Geschichte Kanadas beschäftigt, aber das hole ich in jedem Fall nach, sobald Zeit und Netz vorhanden sind. Ihre Söhne Wolf und Eagle, ich glaube white Wolf und black Eagle,  (ich hoffe, ich vertausche das jetzt nicht) auch so lieb und freundlich – schade, dass ich es verpasste, Wolf mit auf das Foto zu bekommen. Er hat Wolfspfoten Tattoos im Gesicht – sieht toll aus - und Eagle den Namen seiner Mutter THOR auf dem Hals. Sie wird Mighty Thor genannt, was sie auch darstellt – eine unwahrscheinlich liebe und starke Person. Zum Abschied wollte sie mir unbedingt was schenken. Sie sagte, es ist wohl so Brauch bei ihnen, dass man Menschen, die man mag, aus Respekt, was schenkt, wenn man sich verabschiedet und du glaubst es nicht, aber sie wollte mir tatsächlich ihre Schuhe schenken! Die süße, verrückte! Haha ich lehnte dankend ab und meinte, dass es schon gut sei, es ist schon ein Geschenk, dass ich sie treffen durfte.

 

Wir fuhren bis Edmonton zusammen und dort trennten sich unsere Wege. Wir unterhielten uns noch bis ihr Bus in eine andere Richtung kam und ich erfuhr, was sie beruflich macht. Ich kann dir nur eins sagen und das hab ich auch ihr gesagt – ich dachte in Toronto auf Engel gestoßen zu sein, aber diese Reise mit Engeln geht weiter. Sie hat mich heute tatsächlich so berührt, dass ich weinend vor Freude mit ihr draußen stand und einfach nur dankbar war, sie getroffen zu haben. Wir tauschten unsere Kontakte und ich hoffe ganz stark, dass wir noch ganz oft und lange voneinander hören werden.

 

Zum Abschied bekam ich von ihrem Sohn noch ein Bild geschenkt, das er auf der Herfahrt malte. Noch nicht ganz fertig, doch es hat mich total bewegt. Vielen lieben Dank Thoreen, Eagle + Wolf.

 

4 Adler und die 4 Farben im Kreis stehen für Japaner, Rothäute, Schwarze und Weiße –  EIN Miteinander.

 

Ich wollte es fast nicht annehmen, weil ich wirklich nicht weiß, ob ich es heil nach Hause bringe, doch ich kam gar nicht drum herum.

 

 

Ich kann dir im Moment nicht sagen, was in mir vorgeht. Ich sitze in Edmonton 8 Stunden fest und warte auf meinen Bus, der sich gegen Mitternacht auf die Reise macht – habe kein Internet – oder schon wieder so langsames, dass ich nicht am Blog arbeiten kann – schreibe also wieder auf Word und lasse mir die vergangenen 2,5 Tage durch den Kopf gehen.

 

Ich hätte mich damals nicht besser entscheiden können, als für diese Strecke, ein Busticket zu kaufen – so grob es sich auch anhört, mehr als 3 Tage und über 4000 km durchs Land zu fahren – ich bin so voll von neuen Eindrücken, von dem, was ich gesehen und erzählt bekommen habe, den netten Menschen um mich herum, den Gefühlen und so vielem mehr, dass ich es noch gar nicht so richtig realisiere, kurz und knapp aber, es ist traumhaft schön und ich bin einfach mal wieder nur dankbar und glücklich, das erleben zu dürfen.

 

Heute Morgen gab es zudem noch einen wunderschönen Sonnenaufgang, der mich schon mit einem Lächeln in den Tag brachte. Ein Wolf spazierte durchs hohe Gras, den ich aber bei meiner Reaktionszeit am Morgen, leider zu knipsen verpasste, doch dafür habe ich den Bunny in Edmonton erwischt, der hier seelenruhig unterwegs war. Einfach nur schön!

 

So nebenbei noch was, ich bin hier nicht die einzige Verrückte, es sitzt hier noch ein älteres Pärchen mit am Warten, die Richtung Toronto unterwegs sind, also meine Strecke wieder zurück und ein junger Brasilianer, der nach Vancouver geht – also nach Prince George noch mal ca. 8 Stunden hat. Ich glaube, dass es hier ziemlich normal ist, diese Strecken mit dem Bus zurückzulegen, zumal es sehr viel günstiger ist, als mit dem Flieger.

 

Habe dann heute noch schnell mit Gundula geschrieben und nochmal bestätigt, dass ich morgen einrolle – sie meinte ja, es ist eine Brücke gesperrt, die auf dem Weg liegt, aber irgendwie wird sie es schon machen haha ich meinte, notfalls schwimme ich hinüber 😁 Erstmal habe ich aber jetzt, ab Mitternacht noch gute 10 Stunden Busfahrt vor mir.

 

ENDSPURT

 

Die letzten 10 Stunden vergingen tatsächlich wie im Flug – wobei es ja eigentlich 11 waren, denn ich durchreiste eine weitere Zeitzone und kenne mich jetzt dann bald gar nicht mehr aus haha

 

Ich hatte Schnee auf den Gipfeln – leider extrem schlechte Bilder, aber es war auch noch mitten in der Nacht – Regen unterwegs aber auch Sonnenscheinsekunden, die einfach traumhaft waren.

 

Einen super netten Busfahrer, der mich völlig entsetzt ansah, als ich im sagte, dass ich aus der Nähe von München komme und nur meinte – Mädchen, du verpasst das Oktoberfest – wie kannst du nur hahaha ich hatte Spaß mit ihm. Er erzählte mir viel rundum die Strecke, wegen ihm verpasste ich das Bild mit Mama Bär und Baby Bär, weil wir so am quatschen waren. Ihm hatte ich auch zu verdanken, dass mehr als die Hälfte meiner Bilder auf der letzten Etappe verschwommen sind – ich war mal wieder mit Speedy unterwegs – langsam sind sie nicht die Greyhound Fahrer – aber für mein Gefühl, sehr, sehr sicher auf der Straße unterwegs.

 

 

Ich wusste ja auch gar nicht, dass die nebenbei hier die Post ausfahren - das erklärt auch die 144 Stationen, denn nicht an allen Haltestellen stiegen Leute aus oder zu. Als ich einen Fahrer darauf angesprochen hatte, meinte er mit brummender Stimme – YEEEES, don't call me driver – call me POSTMAN. Ich musste unterwegs mit ihm so viel lachen!

 

 

Na gut, aber weiter auf der Reise – kurz nach halb 10 Uhr am Morgen rollten wir dann tatsächlich schon in Prince George ein – geplante Ankunft war 10:15 Uhr – ich sag doch – Speedy.

 

Und das ist nun Prince George – zumindest das, was ich gerade mal am Busterminal zu sehen bekam. Warum sie nun alle lachten, weiß ich bis heute nicht. Ich erwarte ja fast ein Dorf mit 199 Einwohnern, doch PG hat fast 80.000 Einwohner. Zwar auf einer Fläche, in etwa so groß wie Deutschland verteilt - aber immerhin...

 

 

Das Buskind hat also nach mehr als 3 Tagen, ihr vorletztes Ziel erreicht und wenn mich einer fragt, ob ich es nochmals machen würde - JEDERZEIT !! Allein die unsagbar lieben, tollen Menschen, die ich auf dieser Fahrt treffen durfte, die Landschaft und die Freundlichkeit, die sich durch das ganze Land zieht - IMMER, IMMER WIEDER und ich freue mich jetzt schon, auf den nächsten Trip im Greyhound Bus, nach Irgendwo im Nirgendwo... denn irgendwie muss ich hier ja irgendwann auch wieder weiter.

 

Mehr, zur Weiterfahrt nach Longworth, kommt im nächsten Bog - sobald mich die Muse küsst!

 

Bleib dran und sei gespannt

 

Deine Susie

 

 

PS: Schön, dass du da bist



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